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Tiny Houses in Deutschland: Eine kostengünstige Wohnlösung?

Thema: Immobilien

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tiny houses
 

Eine Winzige Revolution im Wohnungsmarkt


Es gibt gewiss größere Bewegungen als die Tiny House Movement – im buchstäblichen Sinn zumindest. Doch wem ist es nicht schon zu Ohren gekommen, dass in der Kürze die Würze liegt? In den letzten Jahren zeigt sich diese sprichwörtliche Weisheit auch in der deutschen Wohnlandschaft, wo die Tiny Houses – Miniaturhäuser, die zwar auf wenigen Quadratmetern stehen, aber hoch hinauswollen – ihren Charme ausspielen. Wer könnte es den Menschen verübeln, dass sie einen kostengünstigen Wohnraum in Zeiten, in denen die Mieten einem Apollo-Start gleichen, attraktiv finden?

Doch haltet ein, bevor ihr die Millimeterpapier-Skizzen eures Traumhauses zückt und eure Couch gegen eine Klappvariante eintauscht: Ist das Leben auf kleinstem Fuß wirklich so idyllisch und preiswert, wie es Instagram und Pinterest vorgaukeln? Lasset uns hinabsteigen in die Welt der Winzlinge und mit einer Messerspitze Humor prüfen, was hinter dieser Wohnform steckt.

Von Freiheit, Faltschränken und dem Flüstern des Windes


Manch ein Aspekt des Tiny House-Lebens könnte aus einem Roman von Henry David Thoreau stammen. Leben im Einklang mit der Natur, Selbstversorgung und das Loslösen von den Ketten des Materialismus sind nur einige Schlagworte, die diese Lebensform umwerben. In Deutschland sorgt der Bauboom dieser Minihäuser für Stirnrunzeln bei so manch einem Siedlungsnachbarn, der verwundert seinen Doppelcarport betrachtet. Denn während der eine noch überlegt, wo er das dritte Auto parken soll, hat der Tiny House-Besitzer bereits seine vier Wände auf einem Anhänger geparkt und ist zum nächsten Sonnenuntergang gezogen. Reisen mit der eigenen Schnecke – dem Haus im Schlepp – ist in der Tat ein reizvoller Gedanke.

Aber, und das ist ein großes, bodenverankerndes Aber: die Flexibilität kommt nicht ohne Herausforderungen. Baugenehmigungen ähneln eher einem bürokratischen Irrgarten als einem roten Teppich für innovative Wohnkonzepte. Zudem müssen Tiny Houses diversen Standards und Vorschriften genügen, und die deutschen Ämter sind bekannt dafür, Zepter und Zollstock mit strenger Hand zu führen.

Quadratmeterpreis: Niedlich oder Niederschmetternd?


Jetzt aber Butter bei die Fische: Wie sieht es mit den Kosten aus? Ein Tiny House mag zwar klein sein, doch der Preis pro Quadratmeter kann einem die Sprache verschlagen – und das nicht zu knapp. Ein Vergleich mit traditionellem Wohnungsbau zeigt schnell, dass diese modischen Mikrohäuser nicht zwangsläufig mithalten können, wenn es um das beste Preis-Leistungs-Verhältnis geht. Denn Qualität hat ihren Preis, auch auf kleinem Raum. Die Notwendigkeit, platzsparende und multifunktionale Lösungen zu finden, treibt die Planungs- und Materialkosten in die Höhe. Und ja, auch wenn es unglaublich scheint: man kann auf 15 Quadratmetern den gleichen Betrag, den Oma Irmgard für ihre 80 m² Wohnung hingeblättert hat, loswerden.

Bedenkt man jedoch die niedrigeren laufenden Kosten – zum Beispiel für Energie oder Grundsteuer – sowie die Möglichkeit, sein Häuschen auf preiswertem Land zu postieren, dann schimmert am Horizont ein Silberstreif. Glücklicherweise ermöglicht die Modularität dieser Zwergenbehausungen, das Budget und den Lebensstil der künftigen Bewohner anzupassen. Wie so oft macht auch bei den Tiny Houses die Mischung das Gift – oder in diesem Fall die wonnige Wohnökonomie.

Musterbeispiel für nachhaltiges Wohnen?


Wenn es um Nachhaltigkeit geht, haben Tiny Houses oft die Nase vorn – zumindest auf dem Papier. Weniger Fläche bedeutet weniger Material, weniger Energieverbrauch und somit eine kleinere Umweltbelastung. Noch dazu laden die kompakten Dimensionen dazu ein, über Konsum und Notwendigkeit nachzudenken. Die Begrenzung des Raumes führt unweigerlich zu einer Begrenzung des Hab und Guts – und oft zu einer Bereicherung dessen, was man wirklich schätzt.

Gleichwohl darf man die Augen nicht vor dem verschließen, was in Deutschland gerne mal gedämpft wird: Der Regen aus Regelungen. Baustandards, Mindestflächen und Dämmwerte – sie alle warten nur darauf, vom Tiny House-Euphoriker beachtet zu werden. Nicht zu vergessen die oft komplizierte Frage nach einem geeigneten Stellplatz. Landidylle kostet in Deutschland ihren Preis und ist nicht überall zu finden, wo man gerne die Nacht verbringen würde.

Minihaus, Maxiherausforderung?


Bevor man nun seinen Lebensinhalt auf einen Anhänger packt und dem Sonnenuntergang entgegenfährt, sollten einige Punkte erwogen werden. Die Anschaffung eines Tiny Houses ist mehr als nur ein Kauf, es ist eine Entscheidung für einen neuen Lebensstil. Überlegt man sich, auf 25 Quadratmetern zu leben, sollte man schon ein Faible für Tetris und Origami haben, denn es wird gefaltet, geschoben und gestapelt, was das Zeug hält. Jeder Zentimeter zählt, und Multifunktionalität ist das Stichwort der Stunde.

Nicht nur die Herausforderung des Wohnens an sich, sondern auch die gesetzlichen Hürden in Deutschland machen den Traum vom minimalistischen Leben zu einer Geduldsprobe. Vom Baurecht bis hin zur Wahl des richtigen Chassis für die Mobilität des Häuschens gibt es einiges zu bedenken. Hinzu kommen die unumgänglichen Diskussionen beim Grillfest, wenn der Tiny House-Besitzer erklären muss, dass seine Wohnfläche kleiner ist als der Grill des Gastgebers.

Das große Glück im kleinen Haus?


Wie steht es also um die Tiny Houses als kostengünstige Wohnlösung in Deutschland? Es ist ein Balanceakt zwischen Sparfuchsmentalität und Lifestyle-Entscheidung. Wer sich davon nicht abschrecken lässt und bereit ist, sein Leben auf das Wesentliche zu reduzieren, kann in einem Tiny House sein kleines Paradies finden. Es ist eine Herausforderung, ein Abenteuer und für manche die ultimative Freiheit.

Im Land der Dichter und Denker dürfte es interessant werden und der Andrang auf die Behörden einen Anflug von Sartres "Huis clos" bekommen – allein beim Gedanken an die vielen Stempel. Doch wenn das Tiny House erst einmal steht, und der Bewohner sanft im Einklang mit befriedigter Minimalleidenschaft und gesenkten Lebenshaltungskosten vor dem Mikro-Fenster die Welt betrachtet, dann könnte es sein, dass das Lächeln größer ist als der Wohnraum. Und letztlich ist der Inhalt ja, so sagt man, wichtiger als die Hülle.
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